Salamanca: Ohne Socken durch die goldene Stadt

9. Februar 2020

Nachdem wir uns auf unserem Roadtrip durch Spanien zuletzt in der Halbwüste Bardenas Reales herumgetrieben haben, geht es weiter nach Salamanca – eine der ältesten Städte in der Region Kastilien-León. Sie liegt im Westen Spaniens am Fluss Tormes, so Pi mal Daumen 220 Kilometer von Madrid entfernt. 1988 erklärte die UNESCO das historische Zentrum zum Weltkulturerbe und im Jahr 2002 war Salamanca zusammen mit Brügge Kulturhauptstadt Europas.

Leider haben wir nur eine Übernachtung eingeplant und müssen zu allem Überfluss von einem knappen Tag auch noch einen Teil in der Autowerkstatt verbringen. Denn in der Bardenas Reales hat unser rechter Vorderreifen das Zeitliche gesegnet und das will erst einmal in Ordnung gebracht werden. So kommen wir deutlich später in der Stadt an, als gedacht.

Trotzdem ist es ein Gewinn, dass Salamanca als Station auf unserer Reiseroute liegt. Denn es ist für mich so richtig typisch spanisch: offen und laut. Aber nicht nervig laut, sondern in einer sehr lebensfrohen Weise. Außerdem goldfarben und insgesamt ziemlich großartig. Sicherlich eine der schönsten Städte Spaniens, weshalb es sich definitiv lohnt, sie zu besuchen.

Oh hi, Salamanca!

Sobald wir um die entscheidende Kurve biegen und den ersten Blick auf die Altstadt werfen können, springt uns die jahrhundertealte Vergangenheit sofort an. Ich bin von einer Sekunde auf die nächste schockverliebt. Was für eine Stadt! Lebhafte Gassen, Straßen und Plätze und dazu noch so schöne historische Gebäude. Da hüpft mein kleines Flaneur-Herz, das kann ich dir sagen.

Was dazu kommt ist, dass sich die Stadt trotz der geballten Ladung an Historie keineswegs alt und verstaubt anfühlt. Zu verdanken hat sie das sicher auch den vielen Studenten, die das Leben der Universitätsstadt mitprägen. Ca. 40.000 von ihnen gibt es hier bei knapp 144.000 Einwohnern. In den Sommermonaten kommen auch viele ausländische Studenten, um einen Sprachkurs zu belegen. Denn Salamanca ist die Wiege der ersten spanischen Grammatik und die Hochburg dieser Sprache.

Eine Runde Tetris oder wie man ein normal großes Auto in eine sehr kleine Garage bekommt

Bevor wir mit Salamanca loslegen können, checken wir im Hotel in der Altstadt ein. Der nette Mann am Empfang hilft uns anschließend den Oldtimer in die Garage zu bugsieren. Es ist als würden wir Tetris spielen und ich hätte nicht gedacht, dass wir da jemals reinkommen. Denn die Garage hat gefühlt die Größe einer Streichholzschachtel. Damit es noch schwieriger wird, stehen überall Pfeiler im Weg. Wer baut sowas?

Der Hotelmitarbeiter kann uns von den Gesichtern ablesen, was wir denken. Deshalb lächelt er still und nickt uns aufmunternd zu. Er schließt die Augen, atmet ein und tut das, was er offenbar am meisten liebt und worauf er – so glaube ich – auch ziemlich stolz ist. Wie der Steward einer Iberia-Maschine wedelt er in diesem beengten dunklen Bunker fröhlich mit seinen Armen, um uns einzuweisen. Das geht überraschend schnell und einfach. Daran geglaubt hat nur er. Zur Belohnung darf er den Oldtimer ein bisschen streicheln, was ihn noch glücklicher macht.

Jubel, Trubel, Heiterkeit in Salamancas Straßen

Weil es keine Minute zu verlieren gilt, stürzen wir uns im Anschluss an dieses Manöver sofort in den Freitagnachmittag. Wir schlendern durch die Gassen und bleiben an den historischen Gebäuden hängen. Stare umkreisen sie in wechselnden Formationen wie ein riesiger Bienenschwarm und färben den Himmel zeitweise schwarz. Ihre Performance versetzt uns in eine Art Trancezustand und übermäßig euphorisiert von allem hier, beschließen wir, dass wir eine weitere Nacht bleiben wollen.

Also prüfen wir online die Zimmerlage, aber es scheint aussichtslos. Es ist Wochenende und für eine zweite Nacht sind keine Zimmer mehr frei bzw. sind die Preise in astronomische Höhen geklettert. Da wir keine Lust auf die letzte verfügbare Absteige haben, verwerfen wir den Plan schweren Herzens und versuchen auch so das Beste aus unserem Aufenthalt zu rauszuholen.

Zuerst geht es zum Herzstück Salamancas, zur Plaza Mayor. Gesäumt von Arkadengängen, Cafés und Bars, ist es einer der schönsten Plätze Spaniens. Früher wurden auf ihm Stierkämpfe veranstaltet, heute treffen sich gefühlt alle hier, bevor sie sich ins Nachtleben stürzen. Dazwischen tummeln sich Artisten und Künstler. Jetzt am Abend ist der Platz herrlich lebhaft und verstärkt mein „Salamanca-Gefühl“ noch mehr.

Wir schauen dem Treiben eine Weile zu und setzen uns dann in einer belebten Straße vor ein Restaurant, mitten hinein in die ausgelassene Stimmung, die hier herrscht. Zwischen den vielen Menschen die gemeinsam lachen, sich lieben, auch streiten. All das findet unverhohlen auf den Gehwegen statt. Freunde, Bekannte, Nachbarn, die sich über den Weg laufen oder sich mit an die Tische gesellen. Man kennt sich, grüßt sich, verweilt. Irgendwie ist es eher wie auf dem Dorf, als in einer Stadt.

So geht es auch direkt nebenan in der Tapas Bar weiter, die fast aus allen Nähten platzt. Wir stehen am Tresen, bestellen Wein und kosten uns durch das Tapas-Angebot. Schönster Käse und Schinken, leckere Oliven. Ein Fremder spricht uns an und reicht uns seinen Teller, damit wir auch davon probieren können. Bei so viel Herzlichkeit fühlen wir uns, als hätte uns jemand eine warme Kuscheldecke um die Schultern gelegt. Ein wohliges Gefühl breitet sich aus und wir sind glücklich, hier zu sein.

Der frühe Vogel friert

Nach diesem Abend in Salamanca schlafe ich kurz, aber gut. Bis mich der Mann sehr zeitig weckt. Wir wollen raus in die Straßen der Stadt, bevor wir das alles wieder mit anderen teilen müssen. Es ist noch empfindlich frisch und da sind nur die Schlappen an meinen Füßen, die ich gestern trug. Die Turnschuhe liegen noch im Auto, an das wir nicht so einfach rankommen. Ich hoffe, ihnen ist nicht so kalt wie mir, während ich gerade tapfer und ohne Socken einen Fuß vor den anderen setze.

Aber ich bringe gern Opfer, wenn ich dafür etwas Schönes bekomme – wie jetzt gerade Salamanca, das langsam erwacht. Die Sonne reckt zaghaft ihre Strahlen über die Dächer und taucht die Gassen, Häuser, die Universität und Kathedrale in ein rotes, warmes Licht. Wie auch gestern Abend schon wird klar, warum Salamanca die „goldene Stadt“ genannt wird. Die Fassaden aller historischen Gebäude sind aus einem goldfarbenem Stein aus Villamayor gebaut, der nicht oxidiert. Vor allem bei Sonnenuntergang, aber auch morgens wird deshalb alles hier zu Gold.

Eine handvoll Sehenswürdigkeiten in Salamanca

Ganz sicher hat Salamanca noch viel mehr zu bieten, als das, was wir zu Gesicht bekommen, bevor wir das Hotel und auch die Stadt verlassen müssen. Aber ein kleiner Bummel ist schließlich besser als keiner. Und da es inzwischen eine Art Sport für uns geworden ist, Kathedralen anzuschauen, haben wir es als erstes auf die Doppelkathedrale von Salamanca abgesehen. Sie besteht aus einem alten Teil, der Catedral Vieja, dessen Bau im 12. Jahrhundert begann. 1513 wurde der Grundstein für den viel größeren neuen Teil, der Catedral Nueva, gelegt. Gemeinsam bilden die beiden einen Gebäudekomplex, den wir uns ausgiebig anschauen.

Auch der Palast Casa de las Conchas, ein weiteres Wahrzeichen von Salamanca, ist sehenswert – vor allem die Fassade, die mit mehr als 300 Jakobsmuscheln aus goldgelbem Sandstein geschmückt ist, dem Symbol der Pilgerer nach Santiago de Compostela. Daher kommt auch der Name „Haus der Muscheln“. Genau gegenüber befindet sich die Päpstliche Universität & La Clerecía (ursprünglich die königliche Schule des Jesuitenordens), von deren Türmen man auf die Stadt schauen kann.

Und dann wäre da noch die Universität von Salamanca, ein Prachtstück der spanischen Renaissance. Gegründet wurde sie 1218 und sie ist die älteste bis heute bestehende Universität Spaniens und auch eine der ältesten Europas. Schon im 16. Jahrhundert zählte sie 8.000 Studenten und wurde zu einer der wichtigsten Bildungsstätten auch für einige große Dichter und Denker. In der Universität befindet sich eine Bibliothek mit 160.000 Bänden von unschätzbarem Wert. Den Teil, der die alten Bücher beherbergt, kann man zwar nicht betreten, aber durch eine Glaswand bewundern.

Das Hauptportal der Universität ist mit vielen Skulpturen und dichtem Dekor im Stil der spanischen Frührenaissance geschmückt, dem so genannten Platereskenstil. Eine ganz besondere Figur soll die lebenslustigen Studenten mahnen: ein Frosch (das Maskottchen Salamancas) auf einem Totenkopf. Das Duo soll die Ausschweifungen im Leben symbolisieren, die nach dem Tod gesühnt werden. Es heißt aber auch, dass es für ewig Glück bringt, wenn man den Frosch sofort und ohne Hilfe entdeckt.

Streetart in Salamanca

Gibt es. Aber leider nicht für mich. Das ist zeitlich nämlich nicht mehr drin, weil wir gleich weiterfahren müssen. Auf der Plaza Mayor, wo im Gegensatz zu abends bei Tagesbeginn fast kein Mensch zu sehen ist, gibt es noch einen Kaffee und wir ziehen unser Fazit zu Salamanca: Es soll auf jeden Fall ein nächstes Mal geben, dann aber unbedingt mit deutlich mehr Zeit.

Einen ganzen Tag reserviere ich jetzt schon mal für eine ausgiebige Streetart-Tour. Denn wenn ich mir bei Heike die viele tolle Streetart anschaue, die sie in Salamanca entdeckt hat, werde ich ganz zappelig vor Aufregung und auch ein bisschen neidisch. Darf man doch sagen, oder? Schau mal hier vorbei: Galería Urbana im Barrio del Oeste, dann verstehst du vielleicht, warum mich das so wurmt.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge springen wir nun ins Auto und machen uns auf den Weg in ein kleines Dorf in der Extremadura. Wenn dir diese Region so gar nichts sagt, dann schau mal in meinen Übersichtsartikel zu unserem Spanien-Roadtrip.

Fotocredit: 3. Bild unter der Überschrift „Eine handvoll Sehenswürdigkeiten in Salamanca“ (c) Matthias Zwanzig

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