Nach unserer ersten Woche in Slowenien sollte der Urlaub nun in die Verlängerung gehen und wir kehrten Kamno mit einem lachenden und einem weinenden Auge den Rücken. Wir machten uns auf den Weg etwas weiter Richtung Süden, in das, für uns bislang ebenfalls unbekannte Štanjel. Dort erwartete uns die Burg auf ihrem Hügel und der winzige Ort, der für die nächsten Tage unser zu Hause sein sollte. Kleine, alte Häuser standen teils gebückt, durch die Last vergangener Zeiten, für uns Spalier. Hindurch führten enge, verwinkelte Gassen. Hier blühte der Lavendel, da der Oleander, dort zwinkerte uns ein Kätzchen von seinem Sonnenplatz zu. Auch wenn sich unsere neue Unterkunft mit dem Haus in Kamno nicht messen konnte, waren wir doch wieder an einem verwunschenen Ort angekommen.
Neben dem Haus gab es einen kleinen Garten, den wir nutzen durften. Sei es, um frischen Salat oder Kräuter zu ernten oder einfach, um den einzigartigen Ausblick auf das weite Land zu genießen. Oft saßen wir dort stundenlang und ließen unsere Gedanken schweifen. Ab und an mussten wir die Köpfe einziehen, um nicht mit den dicken, fast flugunfähigen Käfern zusammenzustoßen, die unter lautem Getöse ihre Rundflüge absolvierten. Aber auch mit den „Brummniks“, wie wir sie irgendwann nannten, war es herrlich in diesem Štanjel.
Nicht selten packte uns trotzdem der Entdeckergeist und schnell zeigte sich, dass wir einen idealen Ausgangspunkt für zahlreiche Ausflüge gewählt hatten. In maximal einer Stunde Fahrzeit ließen sich die schönsten Fleckchen Erde erreichen, ob zum Schwimmen oder Flanieren. Besonders angetan hatten es uns dabei die Küstenorte Koper und Piran, in denen das Urlaubsgefühl wirklich und wahrhaftig war.
Das italienische Triest bot uns, neben absurder und definitiv ausgereizter Betonästhetik, la dolce vita pur. Wir bummelten die Hafenpromenade entlang, gingen durch die Einkaufsstraßen und gönnten uns an einem lauen Abend Pizza und Wein auf der Piazza.
Doch auch ein Besuch in der Hauptstadt Ljubljana, die gefühlt ebenfalls nur einen Katzensprung entfernt war, durfte keinesfalls fehlen. Die beste Aussicht auf die Stadt bot sich uns vom Burggelände. Ein Spaziergang durch die Gassen und über den Markt der wunderschönen Altstadt, in der italienischer Barock auf Jugendstil trifft, war ebenfalls Pflicht. Wer mag, kann die Stadt auch bei einer Bootsfahrt auf der Ljubljanica erkunden oder alternativ über, statt unter den vielen Brücken wandeln und sich irgendwo in einem der vielen kleinen Cafés niederlassen und auch hier das mediterrane Flair genießen.
Wenn wir gerade nicht kreuz und quer durchs Land fuhren, war auch in und um Štanjel immer etwas los. Unvergessen wird der Ausflug zu einem traditionellen Fest bleiben. Bei diesen öffnen einzelne Weingüter an mehreren Abenden nacheinander ihre Tore für Besucher. Zu sehr günstigen Preisen wird auf den Höfen dann der hauseigene Wein ausgeschenkt. Dazu gibt es einfache Speisen, wie den köstlichen Pršut, einen luftgetrockneten Schinken, der mit frischem Weißbrot und Oliven daher kommt. Oder der sehr leckere Eintopf Jota, aus Sauerkraut, Kartoffeln, Bohnen, Rauchfleisch und einem Hauch Knoblauch. Und während sich die einen die Bäuche vollschlugen, tanzte, sang und schunkelte rund herum das halbe Dorf mit seinen Gästen zur Live-Musik der jeweils angesagten Kapelle.
Vor einer wunderbaren Kulisse gab es auch auf unserem hauseigenen Burggelände einen Tangoabend. Bei dem waren wir zugegeben jedoch nur stille Beobachter. Die Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag verpassten wir leider. Aber diesen Termin haben wir schon vorgemerkt, sollten wir wieder einmal in dieses Land der unbegrenzten Möglichkeiten reisen. Abwegig ist das keinesfalls, denn hier haben wir einfach alles bekommen, was wir uns von einem perfekten Urlaub erhofft hatten. Und als wir zurück fuhren, waren wir nicht mehr dieselben, die sich zwei Wochen vorher auf den Weg gemacht hatten. Braun gebrannt, erholt, angefüllt mit so vielen unvergesslichen Eindrücken, Glück und auch etwas Wehmut kehrten wir heim. Allerdings nicht, ohne dem benachbarten Winzer zuvor noch eine Kiste Wein abzukaufen.
Slowenien gefällt dir? Dann solltest du unbedingt noch meinen Artikel über unsere Wanderung auf den unaussprechlichen Mrzli vrh lesen. Folge mir außerdem auf Facebook, Twitter oder Instagram, denn bald geht es hier weiter, mit Geschichten und Berichten aus der Welt.
Fotocredit: Sonnenuntergang in Triest © Matthias Zwanzig
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3 Comments
Bei Slowenien werden bei mir vor allem Kindheitserinnerungen wach, denn das war eines der Lieblings-Reiseziele meiner Eltern. Ich war jahrzehntelang nicht mehr dort, bis wir im letzten Jahr für ein paar Tage nach Portoroz und Piran fuhren. Zu meiner großen Freude war Piran noch immer so ursprünglich wie eh und je – ein Fischerdorf wie aus dem Bilderbuch. Interessant finde ich Deine Beiträge über Kamno und Stanjel. Wir haben vergangenes Jahr in Ptuj in der slowenischen Steiermark Zwischenstation gemacht und dabei entdeckt, dass nicht nur die slowenische Küste einen Besuch wert ist. Kamno und Stanjel merken wir uns vor für neue Reisen.
Hallo ihr beiden,
schön, dass ihr hier vorbeigekommen seid und prima, dass ich Kindheitserinnerungen wecken konnte. Piran fand ich ebenfalls wunderschön, aber in der Tat haben auch die Julischen Alpen ganz viel Charme und sind definitiv einen Abstecher wert. Ich werd mir dafür Ptuj merken, denn nach Slowenien geht es ganz sicher irgendwann noch einmal und dann möchte ich natürlich auch wieder etwas Neues entdecken.
LG Lu
[…] Neben dem schönen Piran zeigt Lu auch ein paar nette Eindrücke von Ljubljana […]