Wenn ihr Bangkok den Rücken kehrt, müsst ihr euch darüber im Klaren sein, dass ihr DEN Superlativ des Landes mit Sicherheit hinter euch habt. Alles, was danach kommt, wird kleiner, stiller, überschaubarer, genauso schön und sehenswert sein – nur eben anders, egal ob im Süden auf einer Insel wie Koh Yao Noi oder im Norden in und um Chiang Mai, wo es auch jede Menge zu entdecken gibt.
Ein paar kleineren Superlativen kann man natürlich auch in der Provinz noch begegnen. Zum Beispiel dann, wenn einem die vermutlich jüngste Kellnerin der Welt, mit ihren geschätzten 6 Jahren, den stärksten Gin Tonic serviert, den man jemals getrunken hat und zwar mit einem exakten Mischverhältnis von 100 Prozent Gin zu 0 Prozent Tonic. Nach dem ersten Schluck wollen die Augen aus ihren Höhlen heraustreten, der Körper fühlt sich an, als würde er in Zeitlupe vom Stuhl fließen und das Wort Longdrink ergibt endlich einen Sinn. Nach dieser Nahtoderfahrung haben wir direkt auch den geborgten Reiseführer liegen lassen. Zum Glück wurde er für uns aufbewahrt und wir konnten ihn am nächsten Tag wieder einsammeln.
Falls es euch genauso ergeht, hier meine alkoholfreien Top 3
Sunday Walking Street in Chiang Mai
Ein Besuch hier gehört für mich ganz klar zum Pflichtprogramm, denn man weiß gar nicht, wo man zuerst hinstaunen soll. Die Straßen sind für den Verkehr gesperrt und verwandeln sich in eine einzige große Flaniermeile mit unzähligen Ständen und Besuchern. Auch die Höfe der Tempel öffnen ihre Pforten für Kaufwütige und Genießer. Die Luft ist angefüllt mit Geklapper, Stimmen, Lachen und herrlichen Gerüchen. Der laue Wind trägt aus der Ferne Musik zu einem und wieder weg.
Bunte Laternen baumeln von Bäumen und tauchen alles in diese unbeschreiblich heimelige Wohlfühlstimmung. An ihren Ständen verkaufen einheimische Händler und Künstler ihre Waren. Überall türmt sich definierbares und undefinierbares Streetfood auf, dass einem das Wasser im Mund zusammenläuft. Auch wenn man sein Bestes gibt, wird man es nicht schaffen, von allem etwas zu probieren. Der Kaufrausch ist auf jeden Fall vorprogrammiert, weil man für sich selbst oder die Lieben daheim die schönsten Souvenirs findet. Am Ende ist man schon wieder bepackt und behangen mit unendlich vielen Dingen, die man einfach kaufen musste und schleppt sich und alles andere ganz beseelt zurück ins Hotel.
Der coolste Tempel überhaupt: Wat Rong Khun
Die Tempeldichte im Norden ist extrem hoch und irgendwann hat man verständlicherweise einfach genug gesehen. Aber den Wat Rong Khun solltet ihr auf gar keinen Fall auslassen, weil es kein normaler Tempel ist. Die ursprüngliche Tempelanlage, die es an diesem Ort früher einmal gab, war so baufällig, dass sie abgerissen wurde. Ein thailändischer Künstler und Architekt hat dann 1997 damit begonnen, alles Schritt für Schritt wieder aufzubauen und in ein großes Kunstwerk zu verwandeln.
Auf ganz spezielle Art wird man auf der wunderschönen, komplett weißen Anlage (bis auf die Toiletten, die sich in einem goldenen Gebäude befinden) mit Himmel und Hölle konfrontiert und soll seine irdischen Gelüste hinter sich lassen. Einfach bizarr. Leider gab es im Frühjahr 2014 ein schweres Erdbeben, das auch am Tempel nicht spurlos vorüber ging. Deshalb durften wir nicht in die Kapelle und uns die Malereien im Inneren anschauen, auf denen unter anderem Buddha und Batman aufeinander treffen. Aber an der Instandsetzung wird bereits gearbeitet und vielleicht habt ihr mehr Glück als wir.
Ausflüge zu weiteren Highlights im Norden
Im Stadtzentrum von Chiang Mai gibt es unzählige Möglichkeiten, um Ausflüge zu buchen und sich dann im Minibus, gemeinsam mit anderen Urlaubern, auf den Weg zu machen. Auch wir legen hunderte Kilometer zurück, um zum höchsten Berg, dem Doi Inthanon, und dem nördlichsten Punkt Thailands zu kommen. Wir streifen durch Nebelwälder, machen Halt am Goldenen Dreieck, fahren über den Mekong und auf einen Sprung nach Laos.
In einem kleinen Dorf haben wir mit den Karen Padaung, auch bekannt als „Langhalsfrauen“, eine Begegnung der besonderen Art. Auch wenn wir uns zuvor gesträubt haben, dieser Attraktion beizuwohnen, war es doch eine einmalige Begegnung. Leider ist mir bis heute nicht ganz klar, ob es den Frauen mehr nützt oder schadet, wenn sie in ihren Schaudörfern von Touristenhorden heimgesucht werden. Ganz sicher können sie sich etwas besseres vorstellen, deshalb gibt es hier auch erstmal kein Foto von ihnen, bis ich mir eine endgültige Meinung gebildet habe.
Wenn ihr euch dann den ganzen Tag die Füße platt gelaufen habt, könnt ihr sie abends einfach in ein Aquarium voller kleiner Knabberfische stecken. Danach sind die glatt wie ein Babypo und auch die Lachmuskeln werden ordentlich beansprucht. Oder ihr lasst euch in einer Schneiderei eine schöne neue Klamotte nähen. Wir haben das in Chiang Mai bei „CM Custom Tailor“ (gegenüber vom Wat Chiang Man) ausprobiert. Das Personal ist sehr freundlich und kompetent und hat dem Mann quasi über Nacht drei schicke neue Hemden auf den Leib geschneidert. Ihr könnt es euch auch einfach irgendwo bequem machen und lesen. Zum Beispiel in dem Buch „Reise Know-How KulturSchock Thailands Bergvölker und Seenomaden“ von Tom Vater, der darin ausführlich über die Lebensumstände ethnischer Minderheiten in Thailand berichtet, zu denen auch die oben erwähnten Karen Padaung zählen.
Lest außerdem, wie mich Bangkok um den Finger gewickelt hat und wie es auf der Insel Koh Yao Noi im Süden Thailands gewesen ist.
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