Unser heutiger Ausflug ist zwar keine wirkliche Wanderung, soll deswegen aber nicht unter den Tisch fallen. Denn als strammes Fitnessprogramm für Bewegungswütige geht er definitiv durch. Außerdem führt er uns auf die Schneekoppe, mit 1.602 Metern der höchste Berg des Riesengebirges und der will natürlich gesehen werden. Leider auch von ganz vielen anderen. Ein absoluter Touristenmagnet.
Von Schreiberhau fahren wir mit dem Auto nach Karpacz. Weil von gestern noch alles weh tut, verzichten wir auf einen ausgedehnten Fußmarsch und überwinden diverse Höhenmeter mit zwei Sesselbahnen. Schon unterwegs, aber spätestens oben wird klar, dass heute deutlich mehr los ist. Vor dem Schlesierhaus, einer großen Baude, wuseln beachtlich viele Leute herum und von da an zieht sich der Menschenstrom wie eine Ameisenstraße Richtung Gipfel. Eigentlich haben wir jetzt schon keine Lust mehr. Schade, denn die Landschaft ist wirklich schön und wir haben uns sehr auf die Schneekoppe gefreut. Deshalb drücken wir erst einmal beide Augen zu und schließen uns den anderen an.
Schneekoppe: Schön hier, aber auch ganz schön voll
Für den Aufstieg auf den Gipfel stehen zwei Wege zur Auswahl. Ein nicht ganz so steiler, der sich um den Berg windet. Und ein zweiter, der mal so richtig steil nach oben führt. Letzteren wählen wir, weil ich das mit dem Auspowern wirklich ernst nehme. Als könnte ich an drei Tagen nachholen, was monatelang nicht stattgefunden hat. Da habe ich uns etwas Schönes eingebrockt. Vor allem, weil wir uns schnaufend im Pulk mit unerträglich vielen anderen nach oben schleppen. Eigentlich können wir nicht mal in Ruhe irgendwo stehen bleiben, um kurz zu verschnaufen, weil wir ständig irgendwem im Weg stehen. Die Laune kippt und ist mehrmals kurz davor, vom Berg zu fallen. Ein nicht gewünschtes Kontrastprogramm zum gestrigen Tag, der so angenehm still war.
Ich will gar nicht so viel motzen deswegen. Weil ich natürlich verstehe, dass man auf den höchsten Berg des Riesengebirges will, wenn man schon mal hier ist. Uns geht es ja nicht anders. Vielleicht reisen manche sogar extra deswegen an. Aber mit so einem Ansturm hätte ich am Freitagmittag nicht gerechnet und unter diesen Umständen würde ich mir das definitiv nicht noch einmal antun. Und wenn du große Menschenansammlungen genauso unangenehm findest wie wir, solltest du lieber einen Bogen um dieses Ziel machen oder einen besseren Zeitpunkt für deinen Besuch finden. Das Wochenende in Kombination mit schönem Wetter scheint mir jedenfalls keine gute Wahl zu sein. Vielleicht ist es an anderen Tagen besser.
Uns reicht es jedenfalls ziemlich schnell. Nachdem wir den Ausblick genügend bewundert haben, treten wir den Rückweg an. Dieses Mal auf dem vermeintlich besseren Weg. Auch der ist allerdings ziemlich gemein zu unseren Knien, was aber daran liegen könnte, dass sie von gestern so ramponiert sind.
Ziele in der Umgebung von Karpacz
Die Seilbahnen bringen uns zurück nach Karpacz und weil es noch nicht so spät am Tag ist, lassen wir uns auf zwei weitere Entdeckungen ein.
Schlosshotel Wernersdorf in Piechowice
So lockt uns auf dem Rückweg nach Schreiberhau beispielsweise ein Straßenschild zu einem etwas versteckten, aber sehr hübschen barocken Landsitz aus dem 18. Jahrhundert, der heute ein 5 Sterne Hotel beherbergt. Und weil es draußen ein Café gibt, machen wir es uns in der Nachmittagssonne gemütlich. Ein kleiner Springbrunnen plätschert vor sich hin und wir hören nur die leisen Gespräche der anderen Gäste. Zwei, drei Autos fahren vor, um Menschen und Gepäck abzuladen. Ein schwarzes Kätzchen streift lautlos herum. Sonst nichts, nur Ruhe.
Jetzt bin ich wieder versöhnt mit allem, bekomme auch endlich den Kaffee, den ich schon seit Stunden trinken möchte. Dazu gibt es selbst gebackenen Quark-Mohn-Kuchen. Die Welt ist wieder in Ordnung und hier könnte ich gut und gerne so zwei bis drei Wochen bleiben. Zu Entspannungszwecken. Jeden dritten Tag ein kleiner Gewaltmarsch, dann wieder nichts tun. In diesem Rhythmus, mit noch mehr Kaffee, Kuchen und Sonne. Ungefähr so.
Glashütte Julia in Piechowice
Nach dieser kleinen Pause in der puren Idylle halten wir noch bei der Glashütte Julia in Piechowice. Hier wird edles Kristallglas hergestellt und in zwei großen Räumen aufgetürmt zum Kauf angeboten. Wie erwartet, trifft leider nichts meinen Geschmack. Aber wenn du solches Glas magst, wirst du sicher fündig und kannst bei Interesse an einer Führung teilnehmen und dir die Herstellung anschauen.
Gut zu wissen
Route: Szklarska Poręba – Karpacz – Schneekoppe – Karpacz – Piechowice – Szklarska Poręba
Parken: In Karpacz gibt es diverse Parkplätze. Soweit ich das sehen konnte, waren die meisten gebührenpflichtig. Direkt an der 1. Sesselbahn haben wir jedoch einen kostenlosen gefunden.
Preise: 15 Złoty (ca. 3,40 Euro) für die erste Bahn und 50 Złoty (ca. 11,40 Euro) für die zweite – pro Person für hoch und runter. 8 Złoty (ca. zwei Euro) pro Nase für den Zugang zum Nationalpark sind schon im Fahrpreis für die zweite Bahn auf die Koppe enthalten.
Mehr Infos u. a. zu den Fahrzeiten: findest du hier
Einkehrmöglichkeiten Schneekoppe: Schlesierhaus, kleines Café auf dem Gipfel
Adresse Schlosshotel Wernersdorf: Zamkowa 3, 58-573 Piechowice, Polen
Adresse Glashütte Julia: Kryształowa 73, 58-573 Piechowice, Polen
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