Oman: Sommer im Winter am Meer

18. Februar 2016

Was ist das für ein Vogel, den du da fotografierst?
Äh, das ist eine Möwe.
Und ist das ein sehr seltener Vogel?
Äh, nein, eher nicht.
Warum fotografierst du ihn dann die ganze Zeit?
Naja, weil ich Möwen eben mag. Sehr mag. Liebe.
Oh. Ach so.

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Dann schreitet der Urlaubsinder mit seiner umfangreichen Familie davon. Nachhaltig verstört, wie mir scheint. Über seinem Kopf diverse Fragezeichen. Wunderblume, denken wir beide vom jeweils anderen. Ich für meinen Teil nur kurz. Empathie und so. Offenbar war das heute seine erste Möwe. Nicht auszudenken. Für einen Moment fühle ich mich wie ein Freak.

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Ich mochte dieses verschlafene Fischerdorf in der Hauptstadtregion vom ersten Moment an. Es heißt Qantab und ist unsere letzte Station im Sultanat Oman. Hinter dem Ufer des indischen Ozeans liegt der alte Dorfkern. An dessen Rand die Villa, in der wir ein Zimmer gemietet haben. Weg bis zum Strand – 2 Minuten. Wenn überhaupt. Dahinter steigen die Berge an. Auf den Straßen patrouillieren Ziegen, die Häuser besetzen, wenn sich die Möglichkeit bietet, wie auf der Baustelle ein Stück die Straße runter. Dort stehen sie dann zwischen unverbauten Betonblöcken in der Tür und schauen fragend und ein wenig ertappt in die Welt hinaus.

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Am Wochenende ist der Ort ein beliebtes Ausflugsziel für Familien aus der Region. Der Strand ist klein und eher den Fischern und ihren Booten vorbehalten. Von einem lassen wir uns für ein paar Rial über die Wellen reiten und ich stelle wiederholt fest, dass Quantab perfekt für einen verspäteten Sommerurlaub ist. Es gibt keine Hektik. Alles geht seinen gemächlichen Gang und ich wünschte, ich hätte hier einfach noch eine Woche. Eine Woche und eine alte Schreibmaschine, mit der ich eine Liebeserklärung an Oman auf rosa Papier tippe.

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Dass man aber auch immer erst hinterher schlauer ist. Hätte ich es eher gewusst, dann hätte ich Sur, wo wir zuvor waren, ersatzlos von der Reiseroute gestrichen. Das wären dann auch nur anderthalb Tage mehr gewesen, aber die hätte ich gern gehabt. Ich will Sur nicht unrecht tun. Es war nicht übel. Zwar war das Meer gefühlt rauer oder hat sich auch gern mal komplett verkrümelt, weshalb ans Baden eigentlich nicht zu denken war. Aber wir konnten ewig weit am Ufer entlang laufen, wo ich mir die Taschen wie immer mit Schnecken, Muscheln und Steinen vollgestopft habe. Stellt mich an einen Strand und ich verwandle mich sofort in einen Messi mit 5 Kilo Übergewicht. Der reinste Wahnsinn.

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Mit klappernden und stark ausgebeulten Hosentaschen eilte ich dann noch zu einem spontanen Experten-Talk in einem Mini-Markt. Mein Gesprächspartner war der Ladenbesitzer, mit dem ich ausführlich über Münzen fachsimpelte. Nicht gerade mein Spezialgebiet, aber manchmal rutscht man halt in sowas rein und dann gilt es, etwaige Unsicherheiten zu überspielen, weg zu nicken, weg zu lächeln. Fakt war, ich brauchte zwingend das ortsübliche Kleingeld in allen verfügbaren Ausprägungen. Mein Papa pflegt da eine gewisse Sammelleidenschaft. Genauso wie für  Strandgut übrigens.

Der Mann im Laden hat sich jedenfalls sehr über mein Anliegen und den Grund gefreut. So sehr, dass er sofort eine kleine Kiste unter dem Ladentisch hervorgekramte, in der diverses Kleingeld aus nah und fern untergebracht war. Sieh an, noch ein Messi. Ich denke, ich hatte jede Münze in der Hand und habe am Ende noch etwas von meinen Euros dazu gepackt. Dafür bekam ich zwei alte omanische Geldstücke und erntete das breiteste Lächeln, das ich jemals gesehen habe. Hier und zu Hause auch noch einmal. Allein dafür hat es sich gelohnt, nach Sur zu fahren.

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Eigentlich war mir der Ort aber aus einem anderen Grund wichtig, denn ein paar Kilometer entfernt hätte es die potentielle Möglichkeit gegeben, Schildkröten in freier Wildbahn zu sehen. Etwas, das ich nur zu gern einmal erleben würde. Nur trafen wir unterwegs ein deutsches Paar, das uns erzählte, wie die Sache für gewöhnlich abläuft. Mehrere Touristenkleinstgruppen laufen spät abends mit einem Guide am Strand herum. Der Guide immer über ein Funkgerät mit seinen Artgenossen verbunden. Sobald eine Schildkröte gesichtet wird, werden alle anderen informiert und rennen los. Und dann stehen 30 bis 40 so genannte Naturliebhaber im Kreis und kreischen auf das arme Lebewesen herab. Und ich denk mir so, ne lass ma, dann lieber keine Schildkröten.

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Du willst wissen, was ich im Oman noch alles erlebt habe? Dann lies doch noch wie es auf dem Ziegenmarkt in Nizwa war oder wie sich Weihnachten in Oman für mich angefühlt hat.

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12 Comments

  • Reply Marion 28. Februar 2016 at 18:35

    Was für ein schöner Bericht und wunderschöne Bilder! Der Oman – ich glaube, der muss jetzt auch noch auf meine immer länger werdende Bucket List mit drauf :-)
    Liebe Grüße,
    Marion

    • Reply Lu 28. Februar 2016 at 19:16

      Hallo Marion,
      vielen Dank! Du solltest wirklich noch ein Plätzchen auf deiner Liste schaffen. Oman ist es wert und bald gibt es hier weitere Geschichten und Fotos zu entdecken.
      Viele liebe Grüße
      Lu

  • Reply Elisa 28. Februar 2016 at 22:23

    Hey Lu,
    was für ein schöner Bericht! Und deine Fotos!!
    Ich ärgere mich immer noch ein bisschen, dass aus meinem Osman-Trip vor 1.5 Jahren nichts geworden ist. Und nach deinem Artikel rutscht das Land wieder weiter nach oben auf meiner Wunschliste. :)
    Ganz lieben Gruß
    Elisa

    • Reply Lu 29. Februar 2016 at 8:11

      Hallo liebe Elisa,
      vielen Dank! Oman macht es einem sehr leicht, sein Herz zu verlieren. Die Menschen sind umwerfend und die verschiedenen Landschaften hauen einen einfach nur um. Du solltest das wirklich im Auge behalten und ganz bald mal hinfahren.
      Viele liebe Grüße zurück
      Lu

  • Reply Kathi 29. Februar 2016 at 23:39

    Wahnsinnig tolle Fotos! Bin begeistert! Uns zieht es ja auch schon seit Längerem in den Oman – bisher haben wir es leider noch nicht geschafft.
    Liebe Grüße,
    Kathi

    • Reply Lu 1. März 2016 at 20:39

      Vielen Dank, Kathi! Verliert Oman als Reiseziel nicht aus den Augen. Es lohnt sich wirklich. Liebe Grüße Lu

  • Reply Jakob 1. März 2016 at 22:21

    Schöner Bericht. Ich mag solche Geschichten in Reiseblogs. Der Oman scheint richtig interessant zu sein. Das Photo mit den fussballspielenden Jugendlichen ist unglaublich gut, top!

    Liebe Grüße,
    Jakob

    • Reply Lu 2. März 2016 at 21:08

      Hallo Jakob,
      schön, dass du auf meinem Blog zu Besuch warst und eine Nachricht hinterlassen hast. Auch wenn ich mich wiederhole: Oman ist ein mega gutes Reiseziel und ich kann das nur empfehlen – u. a. zum Fotos schießen. ;)
      Liebe Grüße
      Lu

  • Reply Helga 4. August 2016 at 23:20

    gerade erst habe ich deinen Blog entdeckt! Super schönes Design und erst die Fotos…

    • Reply Lu 5. August 2016 at 9:02

      Danke Helga :)

  • Reply Monique 17. September 2016 at 18:45

    Hi,
    deine Bilder sehen wirklich super aus:)
    LG, Monique

    • Reply Lu 27. September 2016 at 20:55

      Hey Monique, vielen Dank!

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