Zu Pfingsten haben wir Breslau zum zweiten Mal einen Besuch abgestattet. Nach der Überwindung anfänglicher Hindernisse, hatten wir ein wunderschönes Wochenende und entgegen aller Erwartungen auch richtig viel Glück mit dem Wetter. Es war toll und wenn ihr für dieses Jahr auch noch eine Reise in die Europäische Kulturhauptstadt 2016 geplant habt, dann könnt ihr euch auf einen wirklich schönen Ausflug freuen!
Spaziergang durch Breslau
Breslau hat eine herrliche Altstadt und viele Orte lassen sich sehr gut zu Fuß erkunden. Deshalb nehme ich euch jetzt mit, auf einen kleinen Spaziergang und verrate euch unterwegs, was ihr auf jeden Fall gesehen haben solltet.
Der Marktplatz und die wunderschöne Altstadt
Den Rynek (großer Ring), wie der mittelalterliche Marktplatz heißt, zählt wohl zu einem der schönsten in Europa. Zweifellos sind es die Rat- und die vielen andere Häuser, die ihn dazu machen. Während des Zweiten Weltkrieges wurde in der Stadt sehr viel Bausubstanz zerstört und Wikipedia hat mir verraten, dass es am Großen Ring ungefähr 60 Prozent waren. Nur 17 Häuser blieben halbwegs intakt. Nach dem Krieg wurde mit der Instandsetzung von teilweise erhalten gebliebenen Gebäuden begonnen. Das Resultat lässt sich auf jeden Fall sehen.
Breslauer Zwerge
Ziemlich niedlich sind sie, die Breslauer Zwerge und ihr werdet ihnen zwangsläufig begegnen, denn sie bevölkern das gesamte Stadtzentrum. Inzwischen soll es 200 bis 300 dieser ca. 30 Zentimeter großen Figuren geben und immer wieder kommen neue hinzu. Sie stehen vor Gebäuden, auf Gehwegen oder hängen auch mal in luftiger Höhe an einem Laternenmast. Was so niedlich aussieht, hat jedoch einen politischen Hintergrund, genauer die Kritik der Oppositionsbewegung „Orange Alternative“ am kommunistischen Regime in den 80er Jahren.
Die Mitglieder der Bewegung demonstrierten nicht nur immer wieder in Zwergenkostümen und riefen „Krasnoludki“! (Gartenzwerge!), sondern besprühten u. a. von der Miliz übermalte antikommunistische Parolen wiederum mit Zwergengraffities. Der politische Widerstand hatte sein Symbol gefunden: einen Zwerg. Und so wurde begleitend zu diesen Protestaktionen mit „Papa Zwerg“, der erste seiner Art, in der Altstadt aufgestellt. Sowohl Studenten der Kunsthochschule, als auch der Künstler Tomasz Moczek steuerten später weitere Exemplare bei. Das Stadtmarketing freut sich, es werden Führungen angeboten und jedes Jahr im Herbst findet sogar ein Zwergenfestival statt. Einen ausführlichen Artikel zu Breslaus Zwergen findet ihr hier und eine eigene Website haben die Zwerge auch, nämlich hier.
Kleiner Bummel zur Dominsel, unter grünem Blätterdach
Breslau ist eine Stadt mit sehr viel Grün. Da ihr ganz sicher auch zur Dominsel möchtet, empfehle ich euch von der Altstadt aus einen kleinen Bummel am Fluss entlang zu machen. Wenn ihr auf eurem Weg die Brücke „Most Pokoju“ ansteuert, kommt ihr auch direkt an einer weiteren Attraktion der Stadt vorbei, dem „Panorama von Racławice“, eine der meistbesuchten Ausstellungen in Polen. Ich selbst habe sie mir nicht angeschaut, weil ich lieber draußen sein wollte. Zu sehen gibt es dort aber ein sehr großes Panoramabild, das den Sieg der polnischen über die russische Armee während der gleichnamigen Schlacht im Jahre 1794 zeigt.
Der älteste Teil Breslaus: Dominsel und Dombrücke
Wenn ihr die oben beschriebene Brücke überquert habt, pirscht ihr euch von hinten an den Dom heran. Die Insel, auf der er sich befindet, war früher auch das politische Machtzentrum, heute ist sie vor allem das geistliche Zentrum der Stadt und außer dem Dom gibt es eine Reihe Kirchen, die ihr hier anschauen könnt. Ihr werdet in diesem ältesten Teil Breslaus sicher nicht allein sein, denn die Dominsel ist ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Genauso beliebt ist die Dombrücke, die Dom- und Sandinsel miteinander verbindet. Ein hübsches Bauwerk und mit den Türmen des Doms im Hintergrund ein schönes Fotomotiv. Wenn ihr die Dominsel über die Brücke verlasst und dann die Brücke „Most Piaskowy“ überquert, könnt ihr auch direkt noch der Markthalle einen Besuch abstatten.
Einkaufen in der Hala Targowa – Breslaus Markthalle
Über 100 Jahre ist sie alt, die denkmalgeschützte Markthalle in Breslau. Gebaut wurde sie von 1908 bis 1909. Eine Architekturperle wird sie genannt und galt damals als sehr modern. Den Krieg hat sie glücklicherweise unbeschadet überstanden und auch wenn ihr euch nicht sonderlich für Architektur interessiert, könnt ihr euch dort zumindest mit frischem Obst und Gemüse und Wurst und Käse und Brot und ganz vielen anderen Sachen eindecken. Ach, ich liebe Markthallen und Picknick am Flussufer. Macht das doch auch! Wenn ihr mehr erfahren wollt, dann lest auch diesen schönen Artikel über die Markthalle.
Breslau von oben – Aussicht vom Kirchturm der Elisabethkirche
Ich persönlich strample mich für schöne Aussichten ja gern mal so richtig ab und wenn ihr Breslau von oben sehen wollt, dann bietet sich beispielsweise die Elisabethkirche an. Sie ist eine der ältesten und größten Kirchen der Stadt und verfügt über eine Aussichtsplattform in luftiger Höhe. Der Aufstieg war wirklich kein Spaziergang, aber es hat sich mal wieder gelohnt.
Jahrhunderthalle
Die Breslauer Jahrhunderthalle, gebaut in den Jahren 1911 bis 1913, ist eine Veranstaltungshalle, die fast 20.000 Personen fasst und seit 2006 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Die Halle ist nicht nur architektonisch interessant, sondern zählt gemeinsam mit einer ca. 100 Meter hohen Nadel, die vor der Halle aufgestellt wurde, zu einem der Wahrzeichen Breslaus. Direkt hinter der Jahrhunderthalle befindet sich die „Multimediale Fontäne“, die größte in Polen und eine der größten in Europa. Hier gibt es multimediale Vorstellungen und im Winter könnt ihr Schlittschuhlaufen.
Japanischer Garten
Unweit der Jahrhunderthalle befindet sich, im Park Szczytnicki (einer der ältesten in Europa) gelegen, der Japanische Garten. Und wenn ihr sowieso einmal in der Nähe seid, solltet ihr euch den Bummel durch diese Oase nicht entgehen lassen, in der selbst kleinste Details mit der original japanischen Gartenkunst übereinstimmen.
Streetart in Breslau
Wie in jeder Stadt freue ich mich, wenn ich Streetart zu sehen bekomme. In Breslau habe ich sicher nur einen Bruchteil entdeckt. Es soll noch viel mehr geben, aber ich konnte dann unterwegs doch nicht auf die Karte zugreifen, die ich im Internet gefunden hatte. Da ich auch nicht stundenlang mit der Suche nach weiteren Spots verbringen wollte, war die Ausbeute dieses Mal nicht ganz so groß. Falls ihr auf Tour gehen möchtet, probiert diese Streetart-Map aus. Ich weiß allerdings nicht, ob es alle eingezeichneten Murals noch gibt, da die Einträge schon etwas älter sind.
Die Liebe zu Breslau geht auch durch den Magen. Sie versucht es zumindest.
Ich gebe zu, leicht hatte es die Liebe dabei nicht immer. In Breslau an etwas Essbares zu kommen wirkte des Öfteren wie ein Hindernisparcour – zu spät dran, keine freien Plätze, zu viele Gäste – irgendwas war eigentlich immer. Aber auch auf dieser Reise lautete die Devise: Kein Kettenfastfood. Deshalb mussten andere Lösungen her und das ging mit etwas Geduld auch. Wenn ihr in Breslau seid, werdet ihr schnell sehen, dass es sowohl am Markt, als auch in vielen Seitenstraßen zahlreiche Restaurants gibt und das diese mitunter auch recht voll sind. Klar, denn dort treffen nun mal auch die ganzen hungrigen Touristen aufeinander. Ich liste euch hier diejenigen auf, in der wir verköstigt wurden und die ich empfehlen kann.
„Charlotte – Chleb & Wino“
Herrlichstes Frühstück hatten wir im „Charlotte – Chleb & Wino“. Es war wirklich alles sehr lecker dort, nur die lange Wartezeit hinterließ einen etwas faden Beigeschmack. Aber wenn ihr geduldig seid, dann kann ich einen Besuch empfehlen. Die Auswahl und Qualität macht alles wieder gut. Bei schönem Wetter gibt es, zusätzlich zum Innenraum, zahlreiche Tische im Hof.
Łubu Dubu
Neben verschiedenen anderen Gerichten, bekommt ihr hier Pirogen und ein schönes polnisches Bier – auch noch um 23 Uhr, wenn es anderswo mit dem Essen schon schwieriger wird.
Panato Café
In dieses Café wollte ich unbedingt, weil ich in diesem Artikel über Breslau, mit dem Titel „Auferstanden aus Ruinen“ (sehr interessant übrigens, mit weiteren Infos zu diesem speziellen Café und über die Stadt selbst), darüber gelesen hatte. Noch vor einer Weile war es dort so, dass nicht das gezahlt wurde, was man bestellt hatte, sondern für die Zeit, die man dort verbracht hat. Für eine Stunde waren das knapp 3 Euro.
Inzwischen zahlt man ganz normal für Speisen und Getränke, wie in jedem anderen Café auch. Die nette Bedienung hat uns verraten, dass sie von dem ursprünglichen Konzept Abstand nehmen mussten, weil es wohl echt freche Gäste gab, die es mit den Bestellungen übertrieben haben. Das Café befindet sich in einem Hinterhof und ist innen recht schlicht. Dafür gibt es dort auch hübsche Designersachen, wie Beutel, Notizbücher und ausgefallene Karten zu kaufen und ich habe ein Stück Kuchen gegessen, das abgesehen vom Boden, aus einem riesigen Berg Karamellmasse bestand. Ganz schön heftig, aber auch sehr, sehr lecker.
Restaurant Fredra
Ein wirklich leckeres und schön rustikales Abendessen hatten wir im Restaurant Fredra direkt am Markt. Grundsätzlich empfehle ich euch am Abend oder ein paar Stunden vor eurem geplanten Abendessen im Restaurant eurer Wahl zu reservieren, solltet ihr im Stadtzentrum essen wollen.
Seid ihr schon mal in Breslau gewesen? Was habt ihr entdeckt und was hat euch besonders gut gefallen? Hinterlasst gern einen Kommentar. Außerdem freue ich mich immer über neue Kontakte auf Facebook, Twitter oder Instagram.
Welche Startschwierigkeiten wir mit Breslau hatten, könnt ihr hier nachlesen. Da wir 2012 schon einmal dort waren, gibt es außerdem einen weiteren Artikel zum Jahreswechsel in dieser duften Stadt.
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3 Comments
liebe lu,
hab‘ lieben dank für dein breslau in wort und bild, lesens- und sehenswert wie dein blog. wir haben die stadt, sicher eine der schönesten europas, über ostern bei strahlender sonne ins herz geschlossen. mit dem essen gehen, hatten wir mehr glück, fanden immer zwei plätze. aus insidertipps erfuhr ich vom „dwor polski“ am markt mit dem auf die fassade dazu gemalten fenster. hier gibt’s bigos, kein festessen, gehört aber für mich zu polen. liebe auf den ersten blick war das literatka am rynek 56/57, ein urgemütliches cafe mit büchern ohne ende bis unter die decke, bildern, zeitungen, einfach zum wohlfühlen. am witzigsten sind die von dir beschriebenen zwerge. wir haben immer zufällig über 30 entdeckt, sogar auf dem ausflugsschiff ab domplatz, auch zu empfehlen, war der steuermann ein wichtel. tipp für die hauptstädter: bis 25. september fährt der kulturzug von berlin direkt nach wroclaw. die stadt lohnt immer, irgendwann sitzen wir auch noch in der jahrhunderthalle, die über ostern zu war.
herzlich ulla
Liebe Ulla,
dir lieben Dank für deinen langen Kommentar und deine Tipps. Sowohl Restaurant, als auch Café kenne ich noch nicht, klingen aber beide sehr nett und Bigos finde ich auch ziemlich lecker. Da ja aller guten Dinge 3 sind, wird es mich irgendwann vielleicht ein weiteres Mal nach Breslau verschlagen. Dann werde ich da auf jeden Fall mal vorbei schauen und auch eine Runde mit dem Ausflugsschiff drehen. Den Steuermann will ich sehen! :) Und gut zu wissen, dass gerade wieder ein Zug von der Hauptstadt nach Breslau fährt. Die Verbindung, die wir 2012 von Berlin genutzt hatten, wurde nämlich leider eingestellt.
Ganz liebe Grüße
Lu
[…] spannende Tipps zu Wroclaw findet ihr unter anderem bei Lu Morgenstern und Zauberhaftes […]