Ein Blick aus dem Fenster und ich denke mir so: Dieser Tag kann nix. Mausgraue Wolkenknäule huschen ziellos am Himmel herum. Ein lustloser Wind bläst sie mal hin, mal her. Es ist kühl. Und als wir vormittags im Auto sitzen, regnet es sogar kurz. Nicht gerade die perfekten Bedingungen für den geplanten Ausflug, den ich mit meinen Eltern und meiner Schwester machen will. Die ganze Bande ist nämlich gerade in Berlin und wie das so ist, wenn Besuch kommt, da will man was Besonderes unternehmen. Was richtig Schönes. Etwas das für eine ganze Weile wohlwollend am Gedächtnis haften bleibt. Deshalb wurden die Gärten der Welt ausgewählt. Auch war meine Schwester bis jetzt nicht dort. Noch ein guter Grund also, die Sache in Angriff zu nehmen.
Gärten der Welt: das Ziel ist das Ziel
Vom Prenzlauer Berg bis zu den Gärten der Welt sind wir selbst mit dem Auto mindestens 20 Minuten unterwegs. Schaue ich raus, sehe ich Platte. Viel davon. Der perfekte Mix aus Neubauten und noch mehr Neubauten. Auf dem Weg aus der Stadt ziehen sie vorbei und selbst mit viel gutem Willen fällt es schwer, sich vorzustellen, dass hier irgendwo tatsächlich noch etwas kommen könnte, das das Wort Idylle auch nur annähernd verdient. Aber Geduld sage ich, Geduld.
Denn irgendwann kommen wir an die Stelle im Berliner Stadtbezirk Marzahn-Hellersdorf, an der sich die Gärten der Welt befinden. Ein Gelände, das 43 Hektar groß ist und auf dem es unter anderem zehn traditionelle Themengärten und neun zeitgenössische Gartenkabinette gibt. Am Rande Berlins wollen wir die Landschaftskunst von fünf Kontinenten entdecken. Und genau das machen wir jetzt.
Und zwar hoch erfreut über das Wetter. Denn auch das sieht inzwischen ein, dass es so nicht weitergehen kann. Plötzlich kommt die Sonne raus, strahlt und löst die Wolken in Wohlgefallen auf. Von einer Minute auf die nächste ist plötzlich Sommer. Und das, obwohl es gerade einmal Ende April ist. Ich habe mich wohl getäuscht, was den Tag angeht. Denn der wird ab jetzt richtig gut.

Ein Meer aus Tulpen.
Gärten der Welt: auf zu einer „gärtnerischen Weltreise“
Du ahnst es vielleicht schon, denn das Wort Weltreise ist ein eindeutiges Indiz – die Gärten der Welt sind nichts, das du mal schnell in einer Stunde abhaken kannst. Solltest du auch gar nicht. Mein guter Rat: Bring Zeit mit und nimm dir für den Tag einfach nichts anderes vor. Oder wenigstens für einen halben Tag. Pack dir lieber eine Decke ein, vielleicht sogar ein kleines Picknick. Denn hier gibt es nicht nur schöne Gärten, sondern auch viel Wiese zum Herumlümmeln und Entspannen. Und dafür solltest du eben etwas Zeit mitbringen.
Für mich ist es jetzt schon der dritte Besuch hier und wieder habe ich ganz viele Sachen nicht geschafft. Das liegt unter anderem auch daran, dass die Gärten der Welt 2017 im Rahmen der Internationalen Gartenausstellung (IGA) um einiges erweitert wurden. Um das alles zu sehen, sind wir einfach zu gemütlich unterwegs.

Diese Bäume könnten von mir aus das ganze Jahr über blühen.

Der reinste Kirschblütenwahnsinn.
Gefühlt verbringe ich bestimmt eine halbe Stunde allein damit, um zwei gigantische Kirschbäume herumzuschleichen, weil ich jede einzelne Blüte bewundern muss. Was diese Bäume betrifft, hab ich echt ne Macke. Aber damit bin ich ja zum Glück nicht allein. Und dann sind da ja auch noch die vielen anderen Pflanzen außerhalb der Themengärten, die ebenfalls Aufmerksamkeit verdienen. Es ist auch ein kleines Wunder, dass ich nicht auf ewig in den Fliederbüschen verschwinde. Der Duft, den die an diesem Tag verströmen, ist einfach zu gut und ich kann mich nur schwer von ihnen trennen.

Kann man hier leider nicht riechen, aber der Flieder hat wie wild geduftet. Das war ziemlich schön.
Aber jetzt verquassel ich mich hier und du willst wahrscheinlich endlich etwas von den Gärten der Welt sehen. Dann komm mal mit.
Gärten der Welt: Balinesischer Garten
Wir starten unsere Reise im Balinesischen „Garten der drei Harmonien“, der sich direkt neben dem Eingang an der Eisenacher Straße befindet. Der Garten entstand 2003 im Rahmen einer Städtepartnerschaft von Berlin und Jakarta. 2016 wurde er zu einer Tropenhalle umgewandelt. Das Prinzip, das auf Bali herrscht und nach dem ein Mensch im Einklang mit sich selbst, seiner Umgebung und dem Universum leben soll, wird in diesem Garten vermittelt und daher stammt auch sein Name. Gärten folgen auf Bali übrigens einer etwas anderen Logik, als der, die wir kennen. Dort stehen nicht gestalterische Kriterien im Vordergrund, sondern die Anordnung erfolgt nach der Funktion der Pflanzen – als Nahrungsmittel oder auch als Schattenspender.
Im Balinesischen Garten erfahren wir, wie eine Wohnanlage im Süden Balis angeordnet ist und natürlich gibt es hier jede Menge typische Pflanzen zu sehen, wie Hibiskus, Farne und Orchideen. Unverzichtbar ist der so genannte Frangipani-Baum, der auf vielen indonesischen Inseln als heilig gilt.

Der Balinesische Garten in der Tropenhalle

Farn im Balinesischen Garten
Gärten der Welt: Koreanischer Garten
Neben Pflanzen sind es Steine und Wasser, die den Koreanischen oder auch „Seouler Garten“ charakterisieren, der 2006 eröffnet wurde. Der Garten ist ein Geschenk der Stadt Seoul an Berlin und ein originales Beispiel traditioneller Gartenkultur des Landes. Wir finden hier neben einem Pavillon, mit Wohnräumen, Höfe und eine abwechslungsreiche Landschaft, die der realen Naturlandschaft Koreas entspricht. Hierzu gehören Felsen und typische koreanische Vegetation, wie Kiefern, Bambus, Eichen sowie Fächerahorn.
Und immer wieder treffen wir im Garten auf verschiedene Figuren, die auf das schamanische Weltbild Koreas zurückgehen. So wie die „Zang Sung“ Totempfähle, die Menschen dabei helfen sollen, ihre Wünsche zu erfüllen. Dann gibt es noch die kleineren „Buk Su“. Ihr Zweck ist es, vor Naturkatastrophen wie Hochwasser oder Epidemien zu schützen. Und dann wären da noch die „Sot Dä“. Das sind hohe Masten an deren Spitze abstrahierte Vögel zu sehen sind. Diese sollen die Gebete der Menschen in die oberen Welten tragen.

Windspiel an einem Gebäude im Koreanischen Garten

So kann man sich wohl die typisch koreanische Landschaft vorstellen

„Buk Su“ schützen – so sagt man – vor Naturkatastrophen
Gärten der Welt: Japanischer Garten
Als nächstes führt uns unser Weg in den Japanischen Garten, den es bereits seit 2003 gibt und der den schönen Namen „Garten des zusammenfließenden Wassers“ trägt. Es verwundert deshalb auch nicht, dass Wasser hier das Leitmotiv ist (auch wenn es kein Beweisfoto gibt). Die drei Teile des Gartens, ein Wasser-, Stein- und Rasengarten, sind durch viele Pflanzen und Hecken voneinander und auch von der „Außenwelt“ abgeschirmt. Geplant wurde der Garten, der ein Ort der Meditation sein soll, von Shunmyo Masuno, einem Priester und Gartendesigner aus Yokohama.

Steingarten im Japanischen Garten

Japanischer Garten
Gärten der Welt: kurzer Schlenker zum Marzahner Ausguck
Nach diesen drei Gärten verlangt die Familie nach einem Päuschen im Schatten. Weil ich aber selten die Füße stillhalten kann, spalte ich mich kurz ab, um einerseits herauszufinden, wo der Weg hinführt, der von unserem Standort abzweigt und andererseits, um den merkwürdigen Geräuschen auf den Grund zu gehen, die dort plötzlich zu hören sind.
Das Geheimnis des Weges zu lüften geht recht schnell. Er schlängelt sich einen Hügel hinauf und führt mich zum so genannten „Marzahner Ausguck“. Von hier oben lässt sich ein bisschen Aussicht erhaschen und über die Tälchenbrücke, die im Rahmen der IGA entstand, gelangt man zum Nordhang des Kienberg.
Woher die Geräusche kommen, die ich von unten gehört habe, wird mir jetzt auch klar. Denn immer wieder entdecke ich in den Bäumen Lautsprecher, die teils Natur-, aber auch andere Laute von sich geben. Oben auf dem Ausguck finde ich dann ein Schild, das mir sagt, dass es sich um die Klanginstallation „Grün Hören“ des Medienkünstlers und Komponisten Georg Klein handelt. Auch sie gibt es erst seit der IGA.

Der sichtbare Teil der Klanginstallation „Grün Hören“
Gärten der Welt: Chinesischer Garten
Nachdem ich im Bilde bin und alle anderen kurz verschnauft haben, geht es in den 2000 eröffneten Chinesischen Garten. Gefühlt ist der riesig. Tatsächlich ist er der größte chinesische Garten in Europa. Er trägt den Namen „Garten des wiedergewonnenen Mondes“, der symbolisch für die Wiedervereinigung des geteilten Berlins steht. Der Garten, dessen Materialien alle aus China stammen, ist ein Geschenk Pekings, von wo auch die Facharbeiter kamen, die ihn gebaut haben. Er folgt dem Vorbild klassischer chinesischer Gelehrtengärten und strebt ein ausgewogenes Verhältnis der „sieben Elemente“ an, zu denen Erde, Himmel, Wasser, Steine, Gebäude, Lebewesen und Pflanzen zählen.
Den Mittelpunkt dieses Gartens bildet ein großer See, rundherum bepflanzte Hügelchen, Felsen, Wege und Brücken. Hier ist es einfach toll und wir legen auf der Terrasse des Teehauses eine gemütliche Pause ein. Vorher wird der kleine Hunger mit chinesischen Snacks bekämpft. Die sind sehr lecker und gibt es bei unserem Besuch am Weg kurz vor dem Teehaus zu kaufen.

Blüten, Blüten, Blüten – den Bienen haben sie gefallen und uns natürlich auch.

Die Superidylle im Chinesischen Garten

Blick auf das Teehaus im Chinesischen Garten

Nom nom!
Gärten der Welt: Orientalischer Garten
Obwohl ich den Chinesischen Garten wirklich sehr mag, kommt das Beste wohl zum Schluss und in diesem Fall ist das der 2005 eröffnete Orientalische Garten bzw. Gartenhof, der den Namen „Garten der vier Ströme“ trägt. Er unterscheidet sich stark von den anderen oben aufgeführten Gärten und ist einfach pure Schönheit und ein Ort, an dem es sich total gut entspannen lässt.
Hohe Mauern, die mit Kacheln reich verziert sind, umgeben einen rechteckigen Hof. In seinem Zentrum steht ein Pavillon, in dem sich die Quelle des Gartens befindet und von wo aus vier Wasserbecken abgehen. Rund herum wurden Beete angelegt, wo unter anderem Jasmin, Palmen, Oleander und Orangen wachsen. Seit 2007 gibt es mit dem „Saal der Empfänge“ auch noch ein Gebäude, das zu einem orientalischen Garten einfach dazu gehört. Zahlreiche Teile, die in diesem Garten verbaut wurden, stammen aus Marokko und wurden von dort heimischen Spezialisten in den Rohbau eingefügt.
So und das waren jetzt einfach mal nur fünf von zehn Gärten. Gestreift haben wir noch den Christlichen Garten. Darüber hinaus wären da aber auch noch der Englische, ein Irrgarten, der Italienische Renaissance- sowie der Karl-Foerster-Staudengarten. Beim nächsten Mal muss ich wohl einfach an einer anderen Stelle anfangen, sonst werde ich hier niemals alles zu Gesicht bekommen.

Pavillon im Orientalischen Garten

Ein bisschen wie in 1001 Nacht.

Ein Ort der Ruhe und Entspannung

An den wunderschöne orientalischen Fliesen kann ich mich auch einfach nicht satt sehen.
Gärten der Welt: mit der Seilbahn zum Wolkenhain schweben
Dank der IGA gibt es in den Gärten der Welt ja so einige Erweiterungen. Und eine davon ist die Seilbahn, von der wir uns natürlich auch über das Gelände und die Baumwipfel tragen lassen – einmal hin und zurück. Auf dem Rückweg steigen wir allerdings an der Zwischenstation am Kienberg aus, weil wir auch noch auf den Aussichtsturm „Wolkenhain“ möchten.

Mit der Schwebebahn zum Wolkenhain auf dem Kienberg

Aussichtsturm Wolkenhain auf dem Kienberg

Aussichtsturm Wolkenhain auf dem Kienberg
Das wirklich interessante Bauwerk erinnert tatsächlich an eine Wolke. Und mit etwa 120 Meter über dem Meeresspiegel kommen wir nicht nur dem Himmel etwas näher, sondern bekommen auch einen tollen Ausblick auf das Gelände, Berlin, den Fernsehturm und Brandenburg. Hier oben fühlen wir uns wie auf „Wolke Sieben“.

Aussicht vom Wolkenhain

Aussicht vom Wolkenhain
Apropos! Wolke Sieben heißt auch das kleine Café, das es direkt am Wolkenhain gibt. Bei dem schönen Wetter an diesem Sonntagnachmittag ist es da natürlich rappelvoll. Aber wir schaffen es irgendwie doch, ein Schattenplätzchen und die dringend fällige Erfrischung zu ergattern, bevor wir wieder zurück ins Tal schweben und uns nach einem ganzen Tag in den Gärten der Welt so langsam auf den Heimweg machen. Und das ziemlich erschöpft nach so viel Laufen und der frischen Luft. Der erste kleine Sonnenbrand hat sich auch auf meinem Gesicht breit gemacht. Zusammen mit einem zufriedenen Lächeln, weil das ein wirklich schöner Familientag gewesen ist.
Gärten der Welt: was es sonst noch alles gibt
Wenn ich hier alles aufzählen möchte, was es hier sonst noch so zu sehen und zu erleben gibt, werde ich wahrscheinlich nie fertig, deshalb nur ein paar Punkte, die vielleicht ganz interessant für dich sind.
Wenn du ausführliche Infos über die Gärten der Welt möchtest, dann bist du sicher im Besucherzentrum gut aufgehoben. Dort gibt es übrigens auch ein Restaurant, eine von mehreren gastronomischen Einrichtungen auf dem Gelände. Durst und Hunger musst du hier grundsätzlich also nicht fürchten. Mit der Natur-Bobbahn kannst du von der Spitze des Kienbergs ins Tal sausen und für Kinder ist der große Wasserspielplatz „Konrad in der Südsee“ eine richtig schöne Sache. Außerdem gibt es in der Arena immer wieder Konzerte, Theater oder auch Sportveranstaltungen unter freiem Himmel zu sehen.

Wasserspielplatz „Konrad in der Südsee“
Gärten der Welt: weitere Infos
- Der Haupteingang zu den Gärten der Welt befindet sich am Blumberger Damm 44, einen weiteren Eingang findest du in der Eisenacher Straße 99.
- Alle Informationen zu Anfahrt, Öffnungszeiten, Eintrittspreisen sowie (weiteren) Eingängen
- Noch ausführlichere Infos zur Anlage und den einzelnen Gärten
So und nun ist wirklich Schluss, weil mein Bericht sowieso schon ganz schön lang geworden ist. Wenn er dir gefällt, dann empfehle und teile ihn gern. Und wenn du Gartenprojekte in der Stadt magst, dann schau doch mal im Prinzessinnengarten in Berlin Kreuzberg vorbei.
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