Andalusien im Winter: Hola Córdoba!

18. Februar 2019
Andalusien - Cordoba - Blick auf den Fluss Guadalquivir

Mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit rollt jetzt gerade eine Orange durch irgendeinen andalusischen Ort. Vom Berg oben geht es hinab, entlang auf schmalen Gehwegen, bis sie auf ein Hindernis trifft und dann quer hinüber auf die andere Straßenseite kullert. Dirigiert von Bordsteinkanten, durch Kurven hindurch, an unzähligen weißen Häuschen vorbei, eine Runde durch den kleinsten Kreisverkehr der Welt.

Manchmal hoppst sie ein bisschen, aus Freude oder wegen der Pflastersteine. Dann findet sie ihren Rhythmus wieder, rollt ruhig weiter, passiert den Marktplatz mit dem Brunnen, Menschen, einen kleinen Hund vielleicht. Sie lässt auch das Ortsausgangsschild hinter sich, bewegt sich immer weiter den Berg hinab, Richtung Horizont. Wird nie mehr gesehen. Bleibt letzten Endes vermutlich irgendwo am Straßenrand liegen. Ausgepowert und vollgestopft mit Eindrücken.

Wir machen es wie die Orange und rollen im Mietwagen durch Orte und Städte, Berge hinauf und hinab, auch am Meer entlang – immer durch Andalusien hindurch.

Spätestens wenn man am ersten Orangenbaum vorbei kommt, vergisst man sofort, dass eigentlich Winter ist.

Wenn sich Winter wie Frühling anfühlt

Es ist Mitte Januar und mir ist warm. Gut, ein bisschen haue ich mir gerade selbst die Taschen voll, denn ich sitze im Auto, trage einen Wollpullover und die Heizung läuft. Bitterkalt ist es aber auch draußen nicht. Das Thermometer zeigt immerhin 9 Grad. Meiner fröstelnden Seele, die sich nach Sonne und ein bisschen Wärme sehnt, ist das vorerst genug. Und es wird noch besser werden. Nur noch nicht jetzt.

Die ersten beiden Tage müssen wir bei furchtbar viel Regen aushalten. Das kann passieren zu dieser Jahreszeit. Aber es wird von Tag zu Tag sonniger und wärmer und am Ende fühlt sich der Winter plötzlich wie Frühling an. Dann kann ich mein Glück kaum fassen und recke die Nase noch ein Stück weiter gen Himmel. Lasse irgendwann die dicke Winterjacke im Haus. Brauche in manchen Momenten auch den Wollpulli nicht mehr. Zeitweise reicht ein T-Shirt und ein Hemdchen drüber. Ich flippe oft einfach aus vor Freude.

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Auch drei nicht. Und selbstgebastelt zählt sowieso nicht. Knallharte Fakten.

Erstmal volle Pulle heizen

Leider ist der Mann in einem erbärmlichen Zustand. Eine Supererkältung plagt ihn. Irgendetwas kurz vor Grippe. Im Flieger drängen sich noch Ohrenschmerzen auf. Tapfer übersteht er alles, manövriert uns noch runter vom Flughafengelände, auf die Autobahn, weg von Sevilla und Richtung Córdoba. Es sind etwa zwei Stunden Fahrt. Er schafft es irgendwie bis zu unserer Unterkunft. Im Zimmer drehen wir die Klimaanlage auf volle Pulle heizen. Danach kriecht er unter die Bettdecke. Er sieht fertig aus. Ist es auch. Totalausfall.

Am späten Nachmittag gönnt sich der Regen eine Pause und ich lasse mich von meinem Handy zum nächsten Supermarkt leiten. Kaufe ihn fast leer. Auf dem Weg zurück zum Haus kommen sie mir langsam entgegen geschlichen. Die Glücksgefühle. Weil wir wieder in Spanien sind. Die schweren Einkaufstüten können mich nicht davon abhalten, ein bisschen durch die schmalen Gassen zu laufen. Mein schlechter Orientierungssinn unterstützt nach Kräften dabei, einen Teil dieses Ort zu entdecken, an dem ich noch nie zuvor gewesen bin. Und ich freue mich einfach über alles. Denn obwohl es grau und bedeckt ist und schon wieder dicke Tropfen vom Himmel fallen, geht von den weißen Häusern der Altstadt so ein herrliches Leuchten aus. Es ist ansteckend.

Unterwegs in den hübschen Gassen der Altstadt.

Ohne Regen sicher noch viel schöner, aber man kann sich das Wetter nicht aussuchen.

Vermutlich eines der beliebtesten Fotomotive in der Stadt.

Deshalb gleich noch eins.

Ein Hauch von Orient und die Sache mit den Blumen

Auch am nächsten Tag Regen. Die Stadt lässt sich nicht so erleben, wie wir es gern hätten. Ausgiebig bummeln, in Straßencafés herumhängen – ausgeschlossen. Deshalb verbringen wir viel Zeit in der wunderschönen Mezquita. Und die wird uns sicher noch auf ewig im Kopf bleiben. Ein Meisterwerk islamischer Baukunst, das von Emiren und Kalifen immer wieder erweitert und dann im 13. Jahrhundert zur Kirche geweiht wurde.

Heute ist die Mezquita deshalb eine Mischung aus Moschee und Kathedrale und zählt mit einer Fläche von ca. 23.000 m² zu den größten ehemaligen Moscheebauten der Welt. Die unzähligen Säulen und Bögen, den Mihrab und auch den hübschen Innenhof nehmen wir genau unter die Lupe. Das muss man einfach gesehen haben.

Die Mezquita von außen.

An den vielen schönen Details kann ich mich nicht satt sehen.

Im Hof der Mezquita.

Und dann endlich drinnen, zwischen den vielen Säulen.

Der Mihrab.

Die Kathedrale. Und ja, das ist immer noch im selben Bauwerk.

Auch den Glockenturm, der ursprünglich ein Minarett war und erst später umgebaut wurde, lassen wir nicht aus. Von hier oben haben wir einen herrlichen Ausblick über die Mezquita, den Fluss und die Altstadt, die nun doch noch in der Abendsonne strahlt.

Der Glockenturm. Da geht´s auch noch hoch.

Abendsonne und schöne Aussichten.

Die Mezquita von oben.

Glücklich über jeden Moment, in dem es das Wetter zulässt, sind wir zu Fuß im Gewirr der Gassen und auf kleinen Plätzen unterwegs. Angetan hat es mir vor allem die Judería, der älteste Teil der Stadt – das ehemalige jüdische Viertel. Sehenswert sind auch die berühmten Patios, die blumengeschmückten Innenhöfe der traditionellen Häuser. Einer soll schöner, als der andere sein – ein Meer aus Petunien und Geranien. Ihre Besitzer stecken viel Liebe in ihre Pflege und sind so stolz auf sie, dass der schönste jedes Jahr im Mai sogar bei der Fiesta de los Patios ausgezeichnet wird. Eine weltweit einzigartige Tradition.

An einer Hauswand: Kacheln mit Auszeichnungen der Fiesta de los Patios.

Nicht weit entfernt schlendern wir durch den Torre de la Calahorra aus der Altstadt heraus und direkt über die Römische Brücke, die Puente Romano, die sich hier in 16 Bögen über den Fluss Guadalquivir spannt und früher Teil einer wichtigen Handelsstraße war.

Morgens am Fluss Guadalquivir. Die Sonne kämpft sich durch die Wolken.

Auf der Puente Romano.

Die Puente Romano in der Abendsonne.

Blick auf die Puente Romano und die Mezquita.

Wir schauen noch einmal zurück. Dann sagen wir „Mach es gut Córdoba“, bevor es weiter geht, nach Zahara de la Sierra und später noch nach Cádiz und Sevilla. Die Orangen begleiten uns die ganze Zeit.

Und mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit rollt auch jetzt gerade wieder eine Orange durch irgendeinen andalusischen Ort.

Gut zu wissen:

Mezquita und Glockenturm in Córdoba
Der Eintritt zur Mezquita kostet für Erwachsene aktuell 10 Euro. Die Öffnungszeiten sind abhängig von der Jahreszeit und auch davon, ob gerade Wochen-, Sonn- oder Feiertag ist.

Auf den Glockenturm kannst du nur als Teil einer Gruppe im Rahmen von Führungen, die jeweils zu jeder vollen und halben Stunde durchgeführt werden und ca. 30 Minuten dauern. Das Ticket für die Mezquita beinhaltet den Aufstieg allerdings nicht. Du brauchst eine separate Karte, die du für zwei Euro im Hof der Mezquita kaufen kannst. Auch hier variieren die Öffnungszeiten während der Sommer- und Winterzeit (manchmal mit, manchmal ohne Siesta) und in den heißen Sommermonaten Juli und August.

Aktuelle Öffnungszeiten und Eintrittspreise für die Mezquita und den Glockenturm findest du hier.

Fiesta de los Patios in Córdoba
Das Festival findet jedes Jahr Anfang Mai für knapp zwei Wochen statt, es kostet keinen Eintritt und du musst auch nicht vorher buchen. Allerdings erfreut es sich so großer Beliebtheit, dass die Leute Schlange und sich gegenseitig auf den Füßen stehen. Wenn dir das zu viel Trubel ist, den Patio in der Straße Pedro Fernández 6 kann man wohl nach Absprache das ganze Jahr über besichtigen.
Außerdem kannst du eine geführte Tour buchen, die dich ebenfalls in ein paar der schönen Höfe führt.

Weitere Infos zum Festival findest du hier und hier oder auf der offiziellen Website. Es gibt auch einen Instagram Account, der Fotos der Patios zeigt. Schau doch mal vorbei.

Like it? Pin it!

You Might Also Like

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen